Stretching gehört fest zu meinem Alltag.
Nicht nur, weil es mir hilft, besser zu schlafen oder Schmerzen zu lindern, sondern auch, weil es Entzündungen reduziert und mich aus dem sogenannten Fight-or-Flight-Modus herausholt.
Nach vielen Verletzungen über die Jahre hilft es mir zudem, langfristige Schäden auszugleichen.
Ein häufiger Irrglaube ist, dass verspannte Muskeln gedehnt werden müssen.
Doch oft liegt das Problem gar nicht in den Muskeln – sondern im Fasziengewebe.
Faszien kannst du dir vorstellen wie einen nahtlosen Neoprenanzug, der deinen ganzen Körper umhüllt.
Und dieses Gewebe ist vollständig miteinander verbunden.
Die faszinierende Welt der Faszien
Eine besonders spannende Entdeckung stammt von Dr. Helene Langevin vom US-amerikanischen National Institutes of Health.
Während sie Akupunktur studierte, stellte sie fest, dass Nadeln vom Fasziengewebe regelrecht „umklammert“ wurden.
In Laboruntersuchungen zeigte sich später: Die Kollagenfasern wickelten sich spiralartig um die Nadel – wie Spaghetti um eine Gabel.
Faszien sind also nicht passiv – sie senden sogar chemische Signale an umliegendes Gewebe, das sich daraufhin ausdehnt und entspannt.
Bewegung ist das A und O
Faszien brauchen Bewegung.
Ohne sie verkleben sie, verlieren ihre Gleitfähigkeit und verhärten – vor allem nach Verletzungen.
Gesundes Fasziengewebe ist flexibel, elastisch und sogar elektrisch leitfähig.
Doch wenn du lange sitzt, dich wenig bewegst oder Verletzungen nicht richtig auskurierst, entwickelt sich unorganisiertes Narbengewebe.
Die Folge: Du fühlst dich „steif“ – doch es sind nicht die Muskeln, sondern die Faszien, die fest und unbeweglich geworden sind.
In extremen Fällen kann es sogar zu Kontrakturen kommen – einem Zustand, in dem sich der Körper dauerhaft in einer Fehlhaltung „festwächst“.
Je früher man solche Entwicklungen erkennt, desto eher kann man gegensteuern.
Meine tägliche Stretching-Routine – so befreie ich meinen Körper
Hier sind einige meiner wichtigsten Dehnübungen, die ich täglich durchführe:
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Oberkörper- und Brustöffnung mit Widerstandsband
Halte ein Band hinter dem Rücken und öffne so deine Brustmuskulatur. Diese Region ist oft verspannt – durch langes Sitzen oder durch eine gebeugte Körperhaltung. -
Seitliche Rumpfdehnung (laterales Beugen)
Diese Übung dehnt deine Flanken, Schultern und den seitlichen Rücken – Bereiche, die im Alltag oft vernachlässigt werden. -
Dehnung des Psoas-Muskels
Der Psoas verbindet deinen Oberkörper mit den Beinen und wird durch langes Sitzen extrem verkürzt. Dehne ihn gezielt – erst einseitig, später beidseitig – am besten im Kniestand mit leichter Rückbeuge. -
Ganzkörperdehnung mit Band in Rückbeuge
Diese Übung verbindet Brust-, Schulter- und Hüftdehnung. Sie entlastet den gesamten Körper und löst tiefsitzende Spannungen.
Faszien speichern Erfahrungen – auch emotionale
Viele glauben, Faszien speichern nicht nur physische, sondern auch emotionale Traumata.
Das erklärt, warum alte Verletzungen oder emotionale Erlebnisse manchmal Jahre später wieder „getriggert“ werden.
Ein Beispiel: Du bist als Kind vom Baum gefallen, hast dir wehgetan, warst kurz bewusstlos – und 20 Jahre später bekommst du Rückenschmerzen, wenn es regnet oder jemand über dich lacht.
All diese Reize können unterschwellige Erinnerungen wachrufen – der Körper erinnert sich.
Fazit: Bleib beweglich – mental wie körperlich
Jeder von uns wird mit der Zeit steifer – das lässt sich kaum vermeiden.
Aber du kannst es verlangsamen oder sogar rückgängig machen, wenn du regelmäßig und gezielt stretcht. Faszienarbeit ist dabei der Schlüssel.
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir geholfen, das Thema besser zu verstehen.
Bei Fragen kontaktiere mich bitte gern! @aignerelias