Cortisol: Das Stress- und Überlebenshormon

Cortisol: Das Stress- und Überlebenshormon

Cortisol ist ein Glukokortikoid, das in der Nebennierenrinde gebildet wird.

Es gehört zu den wichtigsten Hormonen im menschlichen Körper, da es an zahlreichen lebenswichtigen Prozessen beteiligt ist.

Oft wird es als „Stresshormon“ bezeichnet, doch seine Funktionen gehen weit darüber hinaus.

 

1. Funktionen von Cortisol

Energie- und Stressbewältigung

  • Cortisol unterstützt den Körper in akuten Stresssituationen („Fight-or-Flight-Reaktion“).

  • Es sorgt dafür, dass ausreichend Glukose im Blut vorhanden ist, damit Gehirn und Muskeln leistungsfähig bleiben.

  • Es verstärkt die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin.

Stoffwechsel

  • Steigert die Zuckerneubildung in der Leber (Glukoneogenese).

  • Fördert den Fettabbau, kann aber bei chronisch erhöhten Spiegeln Fett im Bauchraum einlagern.

  • Unterstützt den Eiweißabbau in der Muskulatur, um Energie bereitzustellen.

Entzündungshemmung und Immunsystem

  • Dämpft überschießende Immunreaktionen.

  • Reduziert Entzündungen, indem es die Aktivität bestimmter Immunzellen einschränkt.

  • Schützt so den Körper vor Autoimmunreaktionen, schwächt aber bei dauerhaft hohen Werten die Abwehrkraft.

Herz-Kreislauf-System

  • Reguliert Blutdruck und Herzfrequenz.

  • Unterstützt die Anpassung der Gefäßspannung an unterschiedliche Belastungen.

Schlaf-Wach-Rhythmus

  • Cortisol folgt einem zirkadianen Rhythmus.

  • Morgens sind die Spiegel hoch, was das Aufwachen erleichtert.

  • Abends sinken die Werte deutlich, um den Schlaf zu fördern.

 

2. Produktion und Regulation

  • Cortisol wird in der Nebennierenrinde (Zona fasciculata) produziert.

  • Die Ausschüttung erfolgt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse):

    1. Hypothalamus setzt CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) frei.

    2. Die Hypophyse reagiert mit der Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon).

    3. ACTH regt die Nebennierenrinde zur Cortisolproduktion an.

  • Durch ein negatives Feedback hemmt Cortisol bei hohen Spiegeln die Ausschüttung von CRH und ACTH.

 

3. Probleme bei Cortisol-Ungleichgewicht

Erhöhte Cortisolspiegel (Hyperkortisolismus)

  • Ursachen: Chronischer Stress, Cushing-Syndrom, Langzeiteinnahme von Cortisonpräparaten.

  • Mögliche Folgen: Gewichtszunahme (Stammfettsucht), erhöhter Blutdruck, Diabetes, Muskelschwäche, Osteoporose, dünne Haut, schlechte Wundheilung, psychische Beschwerden wie Angst oder Depressionen.

Verminderte Cortisolspiegel (Hypokortisolismus)

  • Ursachen: Addison-Krankheit, Störungen in Hypophyse oder Hypothalamus.

  • Symptome: Schwäche, niedriger Blutdruck, ständige Müdigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen.

  • Eine Addison-Krise kann lebensbedrohlich sein und erfordert sofortige Behandlung.

 

4. Medizinische Nutzung

  • Synthetische Corticoide wie Prednison oder Dexamethason werden therapeutisch eingesetzt, beispielsweise bei Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen, Hautkrankheiten oder nach Organtransplantationen.

  • Langzeittherapie kann jedoch erhebliche Nebenwirkungen verursachen: Osteoporose, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Infektanfälligkeit oder cushing-ähnliche Symptome.

 

5. Wege zur Cortisol-Balance

  • Stressreduktion durch Entspannungstechniken, Meditation, Atemübungen oder Yoga.

  • Geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus und gute Schlafhygiene.

  • Gesunde Ernährung mit ausreichenden Nährstoffen, Reduktion von Zucker und Koffein.

  • Regelmäßige, aber nicht übermäßige körperliche Aktivität.

  • Tageslicht am Morgen und Ruhe am Abend, um den natürlichen Cortisolrhythmus zu unterstützen.

 

@aignerelias